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Auftakt zur Massenvernichtung

Synagoge von Mühlhausen
Datum:
Veröffentlicht: 20.11.23
Von:
Klaus-Stefan Krieger

Der KKV Nürnberg befasste sich mit dem Novemberprogrom 1938

Zum Datum 9. November passend, referierte beim KKV Nürnberg im Gemeinschaftshaus Langwasser Dr. Cornelia Kirchner-Feyerabend über die Pogromnacht im November 1938. Die Historikerin bezeichnete sie als Zäsur in der Politik der Nationalsozialisten.

Kirchner-Feyerabend zeigte zunächst auf, wie die Nazis die – so der Propagandasprech – „Kristallnacht“ inszenierten. Das Attentat auf den Botschaftssekretär Ernst vom Rath in Paris, der den auf ihn abgegebenen Schüssen am 9. November erlag, war für die Faschisten der lang ersehnte Anlass, gegen die Juden auch mit Gewalt vorzugehen. Hatten sie die Juden zuvor mittels immer schärferer Gesetze – von der Entfernung aus dem öffentlichen Dienst über das Verbot von „Mischehen“ bis zur Kennzeichnung mit dem Judenstern – ausgegrenzt, so gingen sie nun an die Zerstörung von Synagogen sowie jüdischen Geschäften und Wohnungen. Die Gewalt sollte als spontaner „Volkszorn“ erscheinen. Die Schläger sollten Zivil und nicht ihre braunen Uniformen tragen.

Entgegen der noch immer in Geschichtsbüchern genannten Zahl von 91 Toten kamen, so Kirchner-Feyerabend, in der Pogromnacht – die sich stellenweise bis zum 13. November hinzog – 1000 Menschen zu Tode. Selbst viele Juden konnten sich noch Schlimmeres nicht vorstellen. Doch die Zerstörungen waren, betonte Kirchner-Feyerabend, der Auftakt zur Vernichtung von 6 Millionen Menschen.

In einem zweiten Teil des Vortrags zeigte die Referentin die Wurzeln des tödlichen Hasses auf: von der Diffamierung der Juden im Mittelalter über Luthers Polemik bis zum Antisemitismus im 19. Jahrhundert, der die Juden nicht mehr aus religiösen Gründen ablehnte, sondern aufgrund einer Rassenideologie. Was die Nazis mit größtmöglicher Brutalität zu einer industriellen Mordmaschinerie ausbauten, war in der Kaiserzeit längst akzeptiert. Gab es doch eine Antisemiten-Partei und auf Hetze gegen Juden spezialisierte Verlage und Publikationen.

Selbst der heutige arabisch-muslimische Antisemitismus, zog die Historikerin eine wenig bekannte Linie, hat eine seiner Quellen bei den Nazis. So diente sich der Mufti Amin al-Husseini Hitler als Verbündeten an. Er wollte die Juden – viele waren zum Beispiel wegen der Pogrome in Russland schon seit 1880 nach Palästina ausgewandert – im Nahen Osten vernichten. Hitler stellte ihm dafür einen eigenen Radiosender zur Verbreitung antisemitischer Propaganda zur Verfügung.