Beziehung und Offenheit

Zukunftsweisende Impulse beim Kamingespräch
„Kirche nach Corona – das ist ein Megathema“, betont Professor Peter Fonk in seinem Statement beim Kamingespräch des 54. Landestreffens des KKV Bayern. Dazu hat der Landesverband für den 23. und 24. Oktober nach Passau eingeladen. Das Kamingespräch findet dann sogar länderübergreifend auf österreichischem Boden im „Waldschloss“ unmittelbar hinter der Landesgrenze statt. Hier haben die rund 25 Teilnehmerinnen und Teilnehmer im eigenen Tagungsraum die Chance, sich mit hochkarätigen Referenten auszutauschen.
Der frisch emeritierte Lehrstuhlinhaber für Theologische Ethik an der Universität Passau, Peter Fonk, bezeichnet Corona und die Missbrauchsdebatte „als Katalysatoren für die aktuelle Mitgliederentwicklung der katholischen Kirche hier zu Lande.“ Allerdings sei die Ursache dafür eine schon länger bestehende, tiefsitzende Unzufriedenheit mit beziehungsweise Entfremdung von der Kirche.
Eigene Fragen sind kein Abfall vom Glauben
Daran knüpft Stephan Knobloch an, seines Zeichens Kapuziner und emeritierter Professor für Pastoraltheologie an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz. Heute gehörten Menschen nicht mehr einer Dorfgemeinschaft an, durch die alle Beziehungen abgedeckt seien. Vielmehr sind die Menschen Mitglieder verschiedener Gemeinschaften, etwa im Beruf oder im Freizeitbereich. „Immer mehr Katholiken stellen eigene Fragen an den Glauben und nehmen Abstand von dogmatischen Inhalten“, stellt Knobloch fest. „Das ist kein Abfall vom Glauben, sondern vielmehr handelt es sich um alternative Wege des Glaubens.“ Auch bei Ausgetretenen sei immer noch „Glaubensgefühligkeit“ vorhanden. Hier gelte es, hinzuhören und daran anzuknüpfen. Professor Knobloch sieht auch die Frage der Sakramentenfähigkeit als „nicht definitorisch festgelegt“. Der sakramentale Raum sei schließlich nicht völlig verstandesmäßig zugänglich.
„Sie haben mir aus dem Herzen gesprochen, denn wir Katholiken schleppen so viel Ballast mit uns herum“, betont der stellvertretende KKV-Landesvorsitzender Erik Händeler in seinem Statement. Der Volkswirt, Journalist und Vortragsredner weiß aus vielen Begegnungen mit Wirtschaftsvertretern, dass die Frage nach Sinn im Leben bei den Menschen heute sehr stark im Vordergrund steht. Sie bewege diese auch stark im Kontext des Berufsalltags. „Letztlich geht es darum, wie ich mit anderen zusammenarbeiten kann und wie wir uns miteinander versöhnen können.“
KKV-Landesvorsitzender Klaus-Stefan Krieger, der beruflich Pressesprecher des Caritasverbandes in der Erzdiözese Bamberg ist, sieht den Aufbau des Reiches Gottes als Aufgabe der Anhänger Jesu. „Geht es für uns nicht in erster Linie darum, die Welt zu gestalten und uns erkennbar als Christen zu verhalten?“ Ihn stören andauernde Strukturdebatten innerhalb der Kirche, da sie zu nichts führten. Krieger bemängelt auch, dass es für Erwachsene kaum passende Angebote der Kirche gebe, die mehr vermittelten als „Kinderglauben“. Deshalb sehe er es auch als Aufgabe des KKV an, entsprechende Veranstaltungen durchzuführen.