„Bildungssystem verhindert das Engagement Jugendlicher“

ÖDP-Vorsitzender Sebastian Frankenberger sprach beim KKV Bayern über das Ehrenamt
„Gleiches Recht für alle! Spenden an gemeinnützige Vereine müssen steuerlich genauso behandelt werden wie Spenden an Parteien.“ Diese Forderung erhob Sebastian Frankenberger am Sonntag auf Schloss Hirschberg bei Beilngries. Der Bundesvorsitzende der Ökologisch-Demokratischen Partei (ÖDP) kritisierte damit den Umstand, dass Parteispenden mit der Hälfte des Betrags direkt von der Steuerschuld abgezogen werden, andere Spenden dagegen nur von den Einkünften. Frankenberger hielt das Hauptreferat beim Hirschberg-Forum des KKV Landesverbandes Bayern der Katholiken in Wirtschaft und Verwaltung.
„Was trägt die Politik zum ehrenamtlichen Miteinander bei?“ war Frankenberger als Frage gestellt. Als Förderung macht er „eher kleine Vergünstigungen“ aus wie die Ehrenamtscard. Das Rentensystem dagegen entwerte Ehrenamt, da es nur die Erwerbsarbeit honoriere. Rente sollte davon abhängig sein, was einer für die Gemeinschaft leiste, setzte Frankenberger dagegen und nannte neben ehrenamtlichem Engagement Kindererziehung und Pflege von Angehörigen.
Als großes Hindernis für künftiges Ehrenamt sieht der in der kirchlichen Jugendarbeit Engagierte das Bildungssystem. „Zeit ist der größte Luxus den wir haben.“ Die Jugendlichen hätten heute aber kaum noch zeitliche Freiräume. Es gebe immer weniger Jugendgruppen. Das verkürzte Gymnasium und ein verschultes Studium zögen Generationen heran, die an Ehrenamt nicht mehr gewöhnt seien: „Es zählt nur der Leistungsdruck und Engagement wird nicht belohnt.“ Frankenberger folgerte daraus die These: „Wir brauchen ein komplett anderes Bildungssystem, das nicht allein auf Wissensvermittlung setzt, sondern den Umgang mit Wissen einübt, soziale Kompetenzen vermittelt und Selbstreflexion lehrt.“ Nur dann lernten Menschen, Verantwortung zu übernehmen – über ihre eigenen vier Wände und über den Tag hinaus.
Als Grundübel bezeichnete Frankenberger den Zwang zum Wirtschaftswachstum. Es bedürfe einer „Postwachstumsökonomie“ mit weniger Arbeit und weniger Konsum und dafür mehr gegenseitiger Hilfe und freiwilligem Engagement. Von der Politik verlangte er, endlich wieder eine Diskussion zu führen, welche Werte in der Wirtschaft wichtig sein sollten.
Das Hirschberg-Forum ist eine viertägige Veranstaltung, die das Bildungswerk der KKV Bayern jedes Jahr nach Fronleichnam durchführt. Diesmal stand es unter der Überschrift „Aktive Bürgergesellschaft – das Ehrenamt stärken“.