Zum Inhalt springen

Der Kirche fehlt gute Unternehmensführung

VideoChat Macht, Schuld und Verantwortung
Datum:
Veröffentlicht: 2.3.22
Von:
Klaus-Stefan Krieger

Video-Diskussion über Missbrauch, Macht und Schuld

Die Verbrechen sexualisierter Gewalt in der katholischen Kirche beschäftigen viele Menschen, sie wühlen auf, säen Zweifel, provozieren harte Reaktionen. Daher bot der KKV Bayern eine Diskussion in Form eines VideoChats an, die sich dem Thema „Macht, Schuld und Verantwortung in der katholischen Kirche. Der Missbrauchsskandal und die Konsequenzen“ widmete.

Ausgelöst war das Angebot von der „Frankfurter Erklärung“, die aus der Vollversammlung des „Synodalen Wegs“ heraus entstanden ist und sich als Selbstverpflichtung auf eine synodale Kirche versteht. Sie wurde – unter anderem in katholische Verbänden – breit gestreut mit der Aufforderung, sie zu unterzeichnen.

Im KKV Bayern stieß sie auf ein geteiltes Echo, das sich bei der Videokonferenz artikulierte. Landesvorsitzender Dr. Klaus-Stefan Krieger kritisierte die Erklärung, weil sie als Ausgangspunkt von einer „Schuld der Kirche“ spricht. Krieger hält dies für übergriffig, da Schuld stets persönlich sei und es eine Kollektivschuld nicht geben könne. Die Täter und die, die sie deckten, seien beim Namen zu nennen. In der Rede von einer „Schuld der Kirche“ sieht Krieger den Versuch, Verantwortung auf die abzuwälzen, die den Missbrauchsskandal nicht verursacht haben.

Kriegers Stellvertreter Erik Händeler verteidigte dagegen die Erklärung als Zusage der Unterzeichner, nicht zu schweigen, wenn sie Machtmissbrauch begegnen. Er attestierte kirchlichen Gremien ein Klima der Kumpanei, Mauschelei und Hinterzimmerabsprachen statt offener Auseinandersetzung und ehrlichem Umgang.

Ein klares Votum der Diskutanten lautete, dass Macht kontrolliert werden müsse. Partizipation, Transparenz und Gewaltenteilung seien auch in der katholischen Kirche einzuführen. Gegenwärtig hätten die Gläubigen kirchenrechtlich keine Einflussmöglichkeit außer dem Kirchenaustritt, formulierte ein Teilnehmer.

Konsens bestand auch darin, dass die Täter zur Rechenschaft zu ziehen, gleichzeitig aber auch die systemischen Ursachen und organisatorischen Probleme zu beseitigen seien.

Wer das zu Wege bringen könne, blieb umstritten. Während der bayerische Landesvorsitzende äußerst skeptisch blieb, sieht der Bundesvorsitzende Josef Ridders den Synodalen Weg auf einem guten Weg.

Der Hildesheimer KKV-Vorsitzende Thomas Michalski attestierte der katholischen Kirche ein Governance Problem. Er sieht eine Aufgabe der KKV-Mitglieder darin, ihre Erfahrungen aus Unternehmen und Arbeitswelt in die Kirche einzubringen, damit sie von guter Unternehmensführung lernen könne.