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Eine Frage des Gottvertrauens

Datum:
Veröffentlicht: 8.7.19
Von:
Dr. Klaus-Stefan Krieger

KKV-Landesvorsitzender sprach zum Thema „Geld soll nicht regieren, sondern dienen“

Dass es bei der Entwicklung der Finanzwirtschaft auch darauf ankommt, welchen Stellenwert der einzelne Mensch Geld und Besitz in seinem Leben einräumt, hat der Vorsitzende des KKV Bayern betont. In Vorträgen auf Schloss Hirschberg bei Beilngries und in Bamberg sprach er zum Jahresthema des Verbandes: „Geld soll nicht regieren, sondern dienen.“

Krieger ging zunächst auf die Herkunft des Ausspruchs ein. Es ist ein etwas abgewandeltes Zitat von Papst Franziskus. Auffallend sei, dass es aus der Enzyklika „Evangelii gaudium“ stamme, die sich mit der Verkündigung der Frohen Botschaft befasse und keine Sozialenzyklika sei. Franziskus behandle in ihr auch die sozialen Verhältnisse, unter denen das Evangelium gepredigt werde. Dabei stelle er die Diskrepanz zwischen Arm und Reich heraus und prangere eine „Globalisierung der Gleichgültigkeit“ an. Die Ursache für diese Mitleidlosigkeit sieht Franziskus in der „Beziehung, die wir zum Geld hergestellt haben.“ Kritiklos akzeptierten wir dessen Vorherrschaft über uns und unsere Gesellschaften.

In diesem Zusammenhang falle auch die berühmt-berüchtigte Aussage „Diese Wirtschaft tötet.“ Man müsse sie aus den Erfahrungen des Papstes als Lateinamerikaner verstehen, erläuterte Krieger. Franziskus komme aus einer Welt, in der Millionen Menschen in Elendsvierteln hausten. Sicher denke er als früherer Bischof von Buenos Aires an die Argentinien-Krise von 2002, als weit mehr als die Hälfte seiner Landsleute in die Armut stürzten, ein gutes Viertel sich nicht mehr genug Lebensmittel kaufen konnten und 20 % der Kinder unterernährt waren.

Zugleich wies Krieger darauf hin, dass die katholische Soziallehre die Marktwirtschaft befürworte. Johannes Paul II. habe sie 1991 als „das wirksamste Instrument für die Anlage der Ressourcen und für die beste Befriedigung der Bedürfnisse“ gewürdigt. Gleichzeitig treffe er eine Unterscheidung: Ein Wirtschaftssystem, das nach Marktregeln funktioniere, sei positiv. Ein Kapitalismus, „in dem die wirtschaftliche Freiheit nicht in eine feste Rechtsordnung eingebunden ist,“ sei entschieden abzulehnen.

Ähnlich bewertet, so Krieger, die katholische Soziallehre die Finanzwirtschaft. Geld sehe sie als Tauschmittel, Wertmaßstab und Reserve. Der Finanzmarkt stelle den Unternehmen das notwendige Kapital für Investitionen zur Verfügung. Ohne Finanzsysteme hätte es kein Wirtschaftswachstum gegeben. Bereits 2004 habe der Vatikan aber davor gewarnt, dass sich der Finanzmarkt verselbständige und nicht mehr der Realwirtschaft diene.

Im Rückblick auf die weltweite Bankenkrise beklage Franziskus 2015, dass nichts unternommen worden sei, diese Entwicklung zu stoppen. Die Gelegenheit sei verpasst worden, die Finanzwirtschaft an ethischen Grundsätzen neu auszurichten.

Krieger ging dann auf das 2018 erschienene Vatikandokument zu Aspekten des gegenwärtigen Finanzwirtschaftssystems ein. Es vermisse ebenfalls durchgreifende Konsequenzen aus der Finanzkrise. Stark betont werde, „dass die Sendung der Finanzwirtschaft vor allem darin besteht, der Realwirtschaft zu dienen.“ Aus dieser Sicht unterbreite der Vatikan Lösungsvorschläge. So empfehle er, neue Finanzprodukte unabhängig zu zertifizieren und die Rating-Agenturen von einer neutralen Behörde zu kontrollieren.

Das Dokument nehme die Bankberater in die Pflicht, nicht nur eigene Produkte und diese mit Blick auf die Provision zu empfehlen, sondern das Interesse des Kunden voranzustellen. Dem Laien für ihn nicht durchschaubare Anlage zu verkaufen, hält der Vatikan für verwerflich.

Am Ende thematisiere das Dokument – allerdings nur sehr knapp – die Verantwortung des Kunden. Er solle sein Geld nur in Papiere von Unternehmen anlegen, die die Menschrechte achteten und sich ihrer sozialen Verantwortung bewusst seien.

Abschließend wendete Krieger den Blick auf den Kunden ins Grundsätzliche. Jesu Wort aufgreifend, dass man nicht Gott und dem Mammon gleichzeitig dienen könne, wies er darauf hin, dass es bei Geld und Besitz immer auch um eine persönliche Entscheidung gehe: „Hältst du es mit Gott oder mit dem Geld? Was ist dir im Zweifelsfalle wichtiger? Woran richtest du deine Entscheidungen aus? Worauf setzt du in deinem Leben?“ Ob das Geld regiert oder dient, sei letztlich eine Frage des Gottvertrauens.