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Einheit erreicht, Reformen verschleppt

Vortrag über Konstanzer Konzil in Kitzingen
Datum:
Veröffentlicht: 28.4.16
Von:
Rita Engert

Landesvorsitzender referierte beim KKV Kitzingen über das Konstanzer Konzil

Das Konzil von Konstanz (1414 -1418) verfolgte drei Hauptzwecke: Zum einen sollte es das seit 1378 bestehende Schisma beenden und die Kirche wieder zur Einheit führen. Zum anderen standen notwendige Reformen innerkirchlicher Strukturen auf dem Plan. Das dritte Ziel war die Bekämpfung von Häresien. Darüber referierte KKV-Landesvorsitzender Dr. Klaus-Stefan Krieger beim KKV Kitzingen.

Das Konzil von Konstanz (1414 -1418) verfolgte drei Hauptzwecke:  Zum einen sollte es das seit 1378 bestehende Schisma beenden und die Kirche wieder zur Einheit führen. Zum anderen standen notwendige Reformen innerkirchlicher Strukturen auf dem Plan. Das dritte Ziel war die Diskussion von Fragen der kirchlichen Verkündigung und der Sakramentenlehre, um Häresie und Ketzertum wirksam entgegentreten zu können.

Auf Einladung des KKV Ortsvereins referierte Dr. Klaus-Stefan Krieger im Dekanatszentrum Kitzingen über ein „Weltereignis mit Folgen – 600 Jahre Konzil zu Konstanz“. In seinem Vortrag, der mit Bildern der Richenthal-Chronik belegt war, unterrichtete er die rund 25 interessierten Zuhörer über den Ablauf des Konzils und seine Einbettung in die großen geschichtlichen Zusammenhänge:

Nach zähen Verhandlungen und teils mittels Gewalt gelang es, die drei amtierenden Päpste Johannes XXIII., Gregor XII. und Benedikt XIII. abzusetzen oder zur Aufgabe ihres Amtes zu bewegen und damit den Weg frei zu machen für die Wahl eines neuen, die gesamte Kirche repräsentierenden Papstes. Was die weiteren Zielvorgaben betraf, war die Versammlung der Kirchenführer nach Kriegers Urteil weniger erfolgreich. Die angemahnten innerkirchlichen Reformen seien kaum diskutiert worden und in Ansätzen steckengeblieben.

Der Referent wies auf die Besonderheit des Konstanzer Konzils hin, dass sich die Konzilsversammlung in ihren Beschlüssen über den Papst erhob und im Fall von Benedikt und Johannes diese beiden Päpste einfach absetzte. Auch habe man mittels einer neuen Geschäftsordnung eine Papstwahl nach Nationen durchgeführt. Denn man wollte im Konstanzer Konzil nicht nur eine Versammlung von Kirchenfürsten sehen, sondern eine Repräsentation der gesamten Christenheit. Dieser konziliaristische Gedanke wurde – wie Krieger anmerkte - in der Folgezeit durch die konsequente Betonung päpstlicher Autorität jedoch überlagert.

Im weiteren Verlauf des Vortrags ging Dr. Krieger auf den tschechischen Kirchenkritiker Jan Hus (1369 – 1415) ein, der die Lehren des John Wyclif (1330 -1384) aus Oxford übernahm und in seinen Predigten verbreitete. Hus wurde am Konzil nur unter dem Stichwort Ketzerei verhandelt. Obwohl seine Gedanken zumindest teilweise strukturelle und innerkirchliche Reformen anmahnten, etwa wenn es um den Machtanspruch des Papstes, um kirchliche Hierarchie und Zölibat ging. Schließlich wurde er als Ketzer verurteilt und verbrannt. Damit war das Problem aber nicht aus der Welt, wie die nachfolgenden Hussitenkriege (1419 -1434) zeigten. Auch die großen deutschen Reformatoren des folgenden Jahrhunderts haben – nach Ansicht Dr. Kriegers – einen geistigen Ursprung in den Versäumnissen des Konstanzer Konzils. Mit wahrem Galgenhumor brachte das Jan Hus zum Ausdruck auf seinem Weg zur Hinrichtung: „Heute bratet ihr eine Gans (deutsche Bedeutung des tschechischen Wortes „husa“), aber aus der Asche wird ein Schwan auferstehen.“ Aus diesem Grund wurde Martin Luther später häufig mit einem Schwan dargestellt.