Fremde Mächte entfachten den Konflikt immer wieder aufs Neue

KKV Bayern organisierte Besuch der Ausstellung des Fränkische-Schweiz-Museums über den 30jährigen Krieg
Der 30jährige Krieg sei ein Konfessionskrieg gewesen, lautet ein altes Vorurteil. Entstanden aus dem Machtkampf zwischen Kaiser und Städten, war der Konflikt jedoch zunächst ein Bürgerkrieg. Und eigentlich bestand der 30jährige Krieg aus vier Kriegen. Immer wieder war sein Ende zum Greifen nah, hätten sich nicht fremde Staaten in ihn eingemischt. Erfahren konnten das Mitglieder des KKV bei einer Führung durch das Fränkische Schweiz Museum in Tüchersfeld.
Erstaunlicherweise ist das Fränkische-Schweiz-Museum eine der ganz wenigen Kulturstätten in Deutschland, die auf 400 Jahre Ausbruch des 30jährigen Krieges eingehen. Mit dem Reformationsgedenkjahr hatten wohl die meisten Ausstellungsmacher ihr Pulver verschossen, wie auch Kurator Dr. Jens Kraus feststellte. Der Museumsleiter selbst zeigte den KKVern die von ihm zusammengestellte Schau.
Dadurch bekam die Besuchergruppe des KKV Bayern auch einige Raritäten zu sehen: ein Bandelier etwa. Das waren Gürtel, an denen kleine Säckchen hingen; diese enthielten genau die Menge Pulver, die für einen Schuss mit der Muskete benötigt wurde. Da sie aus Leder waren, existieren heute nur noch drei Exemplare.
Militaria waren jedoch keineswegs Schwerpunkt der Führung durch die Ausstellung „Söldner, Schrecken, Seuchen“. Und er legte dabei Wert auf das Schicksal der einfachen Menschen – die in der landschaftlich zerklüfteten und dadurch auch politisch kleinteiligen Fränkischen Schweiz zwischen 1618 und 1648 keine großen Schlachten, aber die Durchzüge von Truppen, Überfälle und Scharmützel erlebten.
Kraus erzählte von der 13jährigen Tochter des Bayreuther Superintendenten, die zu Fuß mehrmals den Weg nach Kulmbach und zurück bewältigte, um das Lösegeld für ihren Vater aufzutreiben. Als sie ihn freibekam, starb er drei Tage später an Entkräftung. Mit 18 heiratete sie dessen Nachfolger – heute würde man Regionalbischof sagen –, gebar zehn Kinder, von denen nur drei sie überlebten, und starb mit 28.
Gezeigt werden Knochen und Zähne, die mit ihren Fehlbildungen und Abnutzungen die – meist regional begrenzt – immer wieder auftretenden Hungersnöte belegen. Aber auch ein Schädel, der mit seinem typischen Pfeifenloch zwischen den Zähnen für das damals sich stark verbreitende Rauchen steht – zeitgenössisch Tabaktrinken genannt. Verlaufskurven von Geburtsstatistiken einzelner Orte weisen auf massenhafte Vergewaltigungen bei der Zwangseinquartierung von Soldaten hin – eine Form der Kriegsführung, die in den Quellen immer nur umschrieben, auf Darstellungen angedeutet, aber nie eindeutig benannt wird. Die Gräuel bei der Plünderung von Dörfern finden sich auf Drucken und Stichen ausführlich dargestellt – durchaus auf der Grundlage eigener Erlebnisse der Künstler oder von Augenzeugenberichten.
Karten zeigen den gewundenen Verlauf von Grenzen in der Fränkischen Schweiz – zwischen dem katholischen Hochstift Bamberg, der evangelischen Reichsstadt Nürnberg und etlichen konfessionell unterschiedlichen Reichsrittern. Heute unvorstellbar, waren sie damals internationale Grenzen. Und schon wer von der einen Ortschaft wenige Kilometer weit in die eines anderen Landesherrn fliehen musste, galt als Exulant.
Viel Neues und Interessante konnten die KKV-Mitglieder also beim Besuch im Fränkische-Schweiz-Museum erfahren. Auch dass der 30jährige Krieg 32 Jahre dauerte. Der „Westfälische Friede“ war nämlich nur ein Waffenstillstand. Frieden geschlossen wurde erst 1650 in Nürnberg.
Was lernen wir aus dem 30jährigen Krieg? Heute ist die Lage in Syrien nicht unähnlich. Ein Bürgerkrieg wird von auswärtigen Mächten immer wieder entfacht, weil sie ihre Interessen verfolgen.
