Gelungener Austausch

Vortrag über die Städtepartnerschaft zwischen Erlangen, Wladimir und Jena
Der Referent selber gestaltet sie seit 1987 mit: die Städtepartnerschaft zwischen Erlangen, Wladimir (Russland) und Jena. Über ihre Besonderheit sprach beim KKV Erlangen im Pfarrsaal St. Sebald der Städtepartnerschaftsbeauftragte der Stadt Erlangen, Peter Steger.
Allerdings bestand nicht von Anfang an eine Städtepartnerschaft zwischen allen drei Städten, sondern zunächst nur zwischen Erlangen und Wladimir. Zu Beginn habe es Bedenken gegeben, ob diese Partnerschaft so funktionieren würde. „Zu dieser Zeit existierte noch der Eiserne Vorhang. Und die Sprachbarriere war da natürlich auch“, erzählte Steger. Glücklicherweise seien all diese Befürchtungen nicht eingetroffen. Die Menschen in Wladimir seien sofort sehr herzlich und aufgeschlossen gewesen. Das habe ein gelungenes Miteinander ermöglicht. So hätten die Partnerstädte gleich zu Beginn der Partnerschaft in Wladimir Sportveranstaltungen ausrichten können. Übernachtet habe man bei Privatpersonen.
Zwei besondere Meilensteine zeichnen diese Städtepartnerschaft besonders aus:
Mit der Aktion „Hilfe für Wladimir“ in den Jahren 1989 und 1990 unterstützte Erlangen nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion die Partnerstadt mit Gütern wie gebrauchter Kleidung, noch funktionierenden Busse und Heizkesseln. Koordiniert wurde die Hilfsaktion vom Roten Kreuz. Durch Kurse vermittelte man Kompetenzen in der Verwaltung einer Kommune.
Wichtig sei die Einrichtung des Erlangen Hauses in Wladimir gewesen. Dafür wurde ein baufälliges Haus renoviert, um dort durch das Goethe-Institut z.B. Deutschkurse anbieten zu können.
Aber nicht nur zu Russland, sondern auch zu den Menschen im eigenen Land wollte Erlangen Kontakt halten. Vor allem, da Deutschland damals noch geteilt war. Deswegen war Erlangen die Städtepartnerschaft mit Jena sehr wichtig. Allerdings habe es mit dem Kontakt zwischen den Städten während der Teilung noch Schwierigkeiten gegeben. Die Städtepartnerschaft sei streng von der Stasi überwacht worden. Alle Besuche in Jena und dabei geplante Veranstaltungen mussten im Vorfeld angemeldet werden. Eine Abweichung vom gemeldeten Ablauf sei dann nicht mehr ohne weiteres möglich gewesen. Wegen der Überwachung hätten die Menschen sich nicht so ungezwungen austauschen können wie in Wladimir.
Neben den Austausch zwischen Ost- und Westdeutschland sei es Erlangen auch um den Kontakt zwischen Jena und Wladimir gegangen. Allerdings habe die Geschichte nach dem Ende des Krieges das Verhältnis erschwert. Vielen Jenaern sei noch die Nachkriegszeit in den Knochen gesteckt. Damals habe die Sowjetunion hohe Reparationsforderungen von der DDR gefordert. Um diese zu begleichen, wurden beispielsweise Straßenbahnschienen in Jena abgebaut. Solche prägenden Erlebnisse seien keine einfache Voraussetzung für den Aufbau einer Städtepartnerschaft gewesen.
Trotz aller Schwierigkeiten gebe es heute ein funktionierendes Städtedreieck, bei dem der Kontakt zwischen Jena und Wladimir ebenfalls ungezwungen sei, urteilte Seger. Vor allem fänden viele geförderte Jugendaustauschprogramme statt. Auch die EU unterstütze mit „Move together“ den Austausch zwischen Jugendlichen aus Jena und Wladimir. Offiziell abgeschlossen wurde die Dreieckspartnerschaft im Jahr 2008.
Heute sei die Partnerschaft zwischen den drei Städten ein Miteinander mit gegenseitigen Besuchen, kulturellen, sportlichen und anderen Veranstaltungen. Dabei ergänzten sich Er-langen und Jena beim deutschen Kulturangebot. Was die eine Stadt nicht habe, das sei in der anderen zu finden, so Steger.
Ein neues Projekt, berichtete Seger, befasse sich jetzt Krankenpflege. Hierbei benötige Wla-dimir noch Hilfe. Die Medizin sei mittlerweile gut ausgebaut, die Krankenpflege werde jedoch vernachlässigt. Daher möchten Jena und Erlangen ihre Partnerstadt mit Experten unterstüt-zen.