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Gesundheit als Wohlstandsmotor erkennen

Delegiertenversammlung 2014
Datum:
Veröffentlicht: 24.3.14
Von:
Dr. Klaus-Stefan Krieger

Erklärung der Delegiertenversammlung 2014 des KKV Bayern

Selbst die Rente mit 63 Jahren ist für viele Arbeitnehmer eine Illusion. Nach einer jüngsten Studie der Universität Duisburg scheiden ein Fünftel der Beschäftigten krankheitsbedingt deutlich früher aus dem Berufsleben aus. Die Delegiertenversammlung des KKV Landesverbandes Bayern der Katholiken in Wirtschaft und Verwaltung, die am 15. März 2014 in Nürnberg tagte, hält es daher für notwendig, eine Arbeitskultur zu schaffen, die stärker auf die Gesunderhaltung der Berufstätigen achtet. Dazu gehört dann auch ein Gesundheitssystem, das – statt nur Reparaturbetrieb zu sein – die Prävention in den Mittelpunkt stellt. Beides wäre auch für die Wirtschaft von Vorteil.

Bisher hat Technik die Arbeitsprozesse von Materie und Energie effizienter gemacht. Arbeitsplätze, die körperlichen Einsatz oder handwerkliches Geschick erfordern, sind weitgehend weg- und durchrationalisiert. Arbeit wird immaterielle Gedankenarbeit: Planung, Organisation, Beratung, Problemlösung, Analyse, Entwicklung, Entscheidungsfindung. Da strukturierte Informationsarbeit durch Computer durchrationalisiert ist, hängt selbst die Produktivität eines Facharbeiters in wachsendem Maße davon ab, mit unscharfem, unstrukturiertem Wissen umzugehen. Wohlstand hängt jetzt und in Zukunft zunehmend vom produktiven Umgang mit Wissen ab.

An den notwendigen Schnittstellen der Zusammenarbeit zwischen den Informationsarbeiten werden deren seelische Schichten berührt. Nun beeinflussen Kritikfähigkeit, Wahrhaftigkeit, Sachorientierung das Arbeitsergebnis. Seelische, psycho-soziale Gesundheit wird so zur Grundlage des Wohlstandes.

Gleichzeitig entsteht die Notwendigkeit, die Menschen auf die Anforderungen einer Wissensgesellschaft vorzubereiten. Bildung – und zwar sowohl schulische Bildung als auch lebenslange Weiterbildung – ist die entscheidende gesellschaftliche Aufgabe. Gleichzeitig müssen sich die steigenden Investitionen in den Bildungsbereich amortisieren. Das bedeutet zum einen, dass die produktive Lebensarbeitszeit sich verlängern muss. Zum anderen heißt es, dass die Weitergabe von Wissen und Erfahrung von den älteren an die jüngeren Berufstätigen sicherzustellen ist. Beides geht nur, wenn die Wirtschaft altersgerechte Arbeitsplätze bereitstellt.

Hinter Mehrkosten für Rente, Arbeitslosigkeit, Pflege und Krankheitsbekämpfung steht der Mangel an Gesundheit. Er wird verursacht vom Arbeits- und Lebensstil in den Jahrzehnten davor. Weil Bildungskapital sich länger amortisieren muss, wird Gesundheit zum knappen Gut. Zu investieren ist daher in die Gesunderhaltung der Gesunden, die dann in der Folge den Aufwand für Krankheitsreparatur und Pflege reduziert. Gesunderhaltung der Gesunden bedeutet Investition in psycho-soziale Gesundheit und deren Rahmenbedingungen: bessere Zusammenarbeit von Mitarbeitern, konstruktivere Streitkultur, über-individuelles Nutzendenken, seelische Stabilität, Recht auf Unerreichbarkeit, Balance von Arbeit und Entspannung.

Seelische Stabilität setzt auch voraus, dass der Mensch einen Sinn in seinem Tun sieht und seine Arbeit in einen größeren Zusammenhang stellen kann. Bildung darf sich daher nicht auf die Vermittlung ökonomisch verwertbaren Wissens beschränken. Bildung beinhaltet notwendig Allgemeinbildung und muss für die Sinnfragen des Lebens offen sein.  

In den Bemühungen, Gesundheit langfristig zu erhalten, liegen deshalb große, bislang schlafende Ressourcen der Volkswirtschaft. In Prävention zu investieren, wäre  der Antrieb für einen lang anhaltenden Wirtschaftsboom. Nicht das Geld, das für Pharmaka und Pflege ausgegeben wird, lässt die Wirtschaft wachsen, sondern die höhere Leistungsfähigkeit einer Volkswirtschaft durch mehr und besseres Arbeitsangebot.

Mehr Informationen zum Thema bietet der KKV Bayern auf seiner Projekt-Homepage www.neuearbeitskultur.de.

Delegiertenversammlung 2014