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Gott als Vater: streng oder barmherzig?

Weltenburger Gespräch 2021
Datum:
Veröffentlicht: 7.11.21
Von:
Klaus-Stefan Krieger

Geistlicher Beirat Konrad Herrmann sprach mit KKVern über das Gottesbild

„Gott wirkt nicht, indem er herrscht, sondern indem er sich erbarmt.“ Auf diesen Nenner ließen sich die Beiträge bringen, mit denen Konrad Herrmann, der Geistliche Beirat des KKV Bayern, bei den Weltenburger Gesprächen zum Nachdenken anregte.

Vor allem am Beispiel Friedrich Nietzsches machte Herrmann deutlich, wie das Bild eines strengen, richtenden Gottes zur Abkehr von Gott führt. Nietzsche erkannte im Vatergott seinen eigenen Vater wieder, der ihm Vorschriften machte und ihm einen bestimmten Lebensweg aufzuzwingen suchte, und erklärte diesen Gott für tot.

Dem stellte Herrmann den Jakob der Bibel gegenüber: einen gewissenlosen Betrüger, der Bruder und Vater übel mitspielt, ein „Hundling“, der selbst nach einer Gotteserfahrung – der berühmten Himmelsleiter – Gott noch Bedingungen stellt. Und dennoch gibt Gott ihn nicht auf und erfüllt durch diesen Ganoven seine Verheißungen.

Zum Erlebnis machte die Weltenburger Gespräche, dass Konrad Herrmann den ganzen Menschen ansprach. Neben seinen Vorträgen sang er mit den Teilnehmenden, führte sie bei einem Spaziergang zu einem herrlichen Ausblick auf das Kloster und den Donaudurchbruch und erklärte lebhaft das Architektur- und Bildprogramm der Asam-Kirche. Auf seine Bitte hin gab Pater Stephan, der Organist der Mönchsgemeinschaft, spontan ein kleines Klavierkonzert, das eines Konzertpianisten würdig war.

Hl. Wolfgang - Vorbild für Machtverzicht

Am Sonntag predigte Pater Stephan über den heiligen Wolfgang, dessen Festtag begangen wurde. Als Bischof von Regensburg habe er bewusst Macht angegeben, indem er das Kloster St. Emmeram in die Unabhängigkeit vom Bistum entließ und dabei auch auf dessen Einkünfte verzichtete. Ebenso verselbständigte er den böhmischen Teil der Diözese und gründete mit ihm das Bistum Prag. In beiden Fällen habe er durch das eigene Zurücktreten Aufschwung bewirkt. „Einen Heiligen wie Wolfgang bräuchte es heute vielleicht wieder“, folgerte der Benediktiner mit Blick auf den „Synodalen Weg“ der deutschen Kirche.

Weltenburger Gespräch 2021