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„Gott liebt ohne Vorbedingung“

Georg Beirer bei Vortrag in Erlangen
Datum:
Veröffentlicht: 30.8.19
Von:
Klaus-Stefan Krieger

Theologe und Psychologe Dr. Georg Beirer sprach beim KKV Erlangen

„Das größte Problem der Kirche ist die Macht“, sagt Dr. Georg Beirer und fordert: „Wir müssen wieder über den Glauben sprechen.“ Beirer referierte beim KKV Erlangen über „Die Krise der Kirche als Herausforderung zur Neugestaltung.“

„Das größte Problem der Kirche ist die Macht“, sagt Dr. Georg Beirer und fordert: „Wir müssen wieder über den Glauben sprechen.“

„Die Krise der Kirche als Herausforderung zur Neugestaltung.“ Dieses Thema hatte der KKV Erlangen dem langjährigen Berater kirchlicher Organisationen, vor allem von Ordensgemeinschaften, als Thema gestellt. „Wir reden von Krise, seit ich Theologie studiert habe“, sagte Beirer, der sich heute offiziell schon im Ruhestand befindet. Kaum jemand bekenne, dass er aus guten Gründen der Kirche angehört. „Viele Gründe werden genannt, warum man es nicht mehr ist. Aber immer moralische. Mit dem Glauben hat es nichts zu tun“.

Viele Kirchenkritiker seien autoritätsfixiert,“ bemängelt Beirer. „Sie wollen, dass der Papst so denkt wie sie“. Entscheidend sei aber die Frage: „Wie sind wir als Kirche unterwegs?“ „Solange es mich gibt, gibt es Kirche“, benannte der Referent die Verantwortung jedes einzelnen Gläubigen.

Der Psychotherapeut mit eigener Praxis attestierte der Kirche eine „akute narzistische Störung“. Sie sei permanent mit sich selbst beschäftigt. „Wir wälzen ständig Themen, die nur am Rande etwas mit Glaube zu tun haben.“ Und wenn über Glaube gesprochen werde, werde er moralisiert.

Der Theologe kritisierte zudem eine zunehmende Sprachlosigkeit der Kirche. Die Verantwortlichen bewegten sich immer noch in Kontexten der 1950/60er Jahre. Die Wirklichkeit junger Menschen komme in der Verkündigung nicht vor. „Glaube muss aber die Gegenwart bewältigen helfen – oder er ist nicht.“ Gott sei da, wo die Menschen sind. „Sind auch wir da, wo die Menschen sind?“ stellte Beirer die Frage, „oder haben wir dies delegiert – etwa an die Caritas?“

Kirche müsse sich den Menschen so zuwenden, „dass sie glauben können, dass Gott sie liebt.“ Gott liebe die Menschen „wegen nichts“, ohne Vorbedingung. Daher lasse er sie am Ende nicht fallen. Gutes tun sollten wir nicht, weil es Gott verlange, sondern weil es das Beste für die Menschen sei. „Der Menschwerdung der Menschen dienen. Dafür sind wir da.“ Deshalb hätten Christen zu widerstehen, wenn den Menschen vorgegaukelt werde, dass Freiheit durch Unfreiheit herzustellen sei. In diesem Sinne sollten Christen in der Gesellschaft als Sauerteig wirken, als verändernde Kraft.