Innovativer Mittelständler

KKV besichtigte Unternehmen des Kitzinger Ortsvorsitzenden
Wie ein mittelständisches Unternehmen durch Innovation sich im Markt behaupten kann. Wie aber auch unvorhergesehene Ereignisse den Erfolg bedrohen können. Beides konnten die Teilnehmer der Betriebsbesichtigung bei der Firma Steelpaint in Kitzingen erfahren.
Seniorchef ist der Kitzinger KKV-Ortsvorsitzende Klaus Engert; das operative Geschäft hat er inzwischen an zwei seiner Söhne, Christoph und Andreas, übergeben. Das bereits 1890 bestehende Unternehmen hat Engert auf Korrosionsschutzfarben für den Stahlwasserbau spezialisiert. Schiffe, Hafenanlagen, Brücken werden mit den Produkten der Firma Steelpaint „gestrichen“.
Alleinstellungsmerkmal des Kitzinger Herstellers ist, dass die von ihm angebotenen Beschichtungen einkomponentig sind. Während andere Korrosionsschutzmittel erst aus zwei Komponenten zusammengemischt werden müssen, können die Steelpaint-Produkte sofort verwendet werden. Das verkürzt die Arbeitszeit; Mischfehler werden vermieden. Darüber hinaus lassen sich die Farben auch bei hoher Luftfeuchtigkeit, auf nassem Untergrund und bei extremen Bedingungen wie Meerwasser verarbeiten. Und die Beschichtungen sind langlebig. Alles Vorteile, wenn man bedenkt, dass z.B. die Ballastwassertanks von Containerschiffen nach dem Bau verschweißt und dann zehn Jahre lang nicht mehr geöffnet werden.
Zehn Jahre für ein neues Produkt
Aktuell auf den Markt gebracht hat Steelpaint eine neue Produktlinie. Die Beschichtungen trocknen noch schneller und lassen sich sofort überlackieren. Die Verarbeitungszeit verkürzt sich dadurch von drei auf einen Tag. Dazu trägt auch bei, dass man die Produkte selbst unter extremsten Witterungsbedingungen „nass in nass“ und selbst auf Rost aufbringen kann. Außerdem sind sie umweltfreundlicher und nicht gesundheitsschädlich.
Andreas Engert machte den Besuchern aber auch deutlich, wie lange eine neue Entwicklung bis zur Marktreife dauert. Bereits 2012 wurden die neuen Produkte erfunden, 2017 erfolgten erste Prüfungen und erst 2021 erhielt die Firma die offizielle Prüfbestätigung, so dass sie die Produkte nun mit den gesetzlich vorgeschriebenen Kennzeichnungen versehen kann. Nur noch „brennbar“ und „augenreizend“ sind die Beschichtungen, aber z.B. nicht „krebserregend“ oder „erbgutschädigend“.
Die Rostschutzfarben von Steelpaint werden international vertrieben. Sie kamen nicht nur beim Containerterminal in Bremerhaven, bei einem Sperrwerk in Hamburg, dem Neubau des Jade-Weser-Hochseehafens in Wilhelmshaven und zuletzt bei der Kolumbuskaje wiederum in Bremerhaven zum Einsatz. Sie wurden auch verwendet für Hochwassersperrwerke in den Niederlanden, Schleusen und Eisenbahnbrücken in Großbritannien, eine Brücke über die Düna in Riga, die Silberwallbrücke in Moskau und für neue Verkehrswege bei der Olympiade in Sotschi.
Russlands Krieg gefährdet den Erfolg
Die letzten beiden Beispiele lassen schon ahnen, mit welchen Problemen das Unternehmen derzeit zu kämpfen hat. Russland war bislang der Hauptkunde. Mit dem EU-Embargo wegen des Kriegs gegen die Ukraine kann Steelpaint seit März keine Farben mehr dorthin liefern. Die Filialen in Moskau und St. Petersburg sind geschlossen; den russischen Beschäftigten können auch keine Löhne mehr gezahlt werden.
Stattdessen versuchte die Firma, eine Niederlassung in Shanghai zu etablieren. Dort lassen auch Reeder aus Europa Schiffe bauen und warten. Doch dann brachte der lokale Lockdown wegen Corona auch dort die Geschäfte ab März wochenlang zum Erliegen.
Eine Alternative ist ein Auslieferungslager in Singapur. Zudem setzen Engerts auf ihre Verkäufer in England und den Benelux-Staaten sowie auf Händler im Baltikum und in Thailand. Neuerdings suchen sie auch in Indien Fuß zu fassen.
Weitere Infos: www.steelpaint.de