KKV-Landesvorsitzender spricht sich gegen Widerspruchslösung bei Organspende aus
Krieger: "Ethisch bedenklicher Eingriff in Grundrechte"
Als ethisch äußert bedenklich wertet Dr. Klaus-Stefan Krieger, der Vorsitzende des KKV Landesverbandes Bayern Katholiken in Wirtschaft und Verwaltung, die vorgeschlagene Widerspruchslösung bei Organspenden: „Das vom Bundesgesundheitsminister ins Gespräch gebrachte Verfahren greift tief in die bürgerlichen Grundrechte auf Leben, körperliche Unversehrtheit und Selbstbestimmung ein. Solch ein massives Beschneiden von Menschenrechten bedarf zu seiner Begründung einer gravierenden gesellschaftlichen Notlage. Ob diese durch das Fehlen von Spenderorganen gegeben ist, erscheint mir mehr als zweifelhaft.“
Dass in aktuellen Umfragen die Widerspruchslösung von einer Mehrheit befürwortet wird, zeigt nach Kriegers Ansicht „geradezu eine Schizophrenie in der öffentlichen Meinung. Dem Selbstbestimmungsrecht wird ein hoher Stellenwert eingeräumt, solange es um materielles Eigentum geht. Die Autonomie des einzelnen Menschen spielt aber offenbar keine Rolle mehr, wenn die Chance besteht, dessen Körper zu verwerten.“
„Die Widerspruchslösung“, so Krieger, „ersetzt den Gedanken der Organspende letztlich durch eine Zwangsbewirtschaftung. Eine Spende ist immer freiwillig und geschieht auf der Grundlage einer persönlichen Entscheidung. Man stelle sich vor, die Bundesrepublik würde ein Gesetz erlassen, dass jeder Gehaltsempfänger 100 Euro im Monat an, sagen wir, die Welthungerhilfe spenden muss. Und diesen Betrag bekommt er gleich vom Lohn abgezogen, sofern er dem nicht ausdrücklich widerspricht. Das wäre kaum durchsetzbar. Und keine Spende mehr.“ Gerade die Bereitschaft, im Fall des eigenen Todes seine Organe für eine Entnahme zur Verfügung zu stellen, sei aber eine Gewissensentscheidung. „Die Widerspruchslösung geht allzu schnell darüber hinweg, dass der Mensch untrennbar mit seinem Körper verbunden ist; der Körper ist der sichtbare Ausdruck des Individuums. Daher darf man ihn nicht – aus welch hehren Gründen auch immer – einfach vergemeinschaften.“