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KKV fordert Mut zur Balance zwischen Arbeit und Freizeit

Datum:
Veröffentlicht: 19.5.15
Von:
Klaus-Stefan Krieger

Bundesverbandstag verabschiedet Neheimer Erklärung

Auf dem Bundesverbandstag des KKV, Verband der Katholiken in Wirtschaft und Verwaltung, in Arnsberg-Neheim verabschiedeten die Delegierten am 16. Mai einstimmig die Erklärung “Mensch bleib im Gleichgewicht – Mut zur Balance zwischen Arbeit und Freizeit.“ Der KKV appelliert darin an die Verantwortlichen in der Arbeitswelt, sich der Problematik von ständiger Erreichbarkeit und Burn-out anzunehmen und konkrete Vereinbarungen zu treffen, die die Belastungen mindern. Außerdem setzt er sich für einen stärkeren Schutz des Sonntags ein.

Auf dem Bundesverbandstag des KKV, Verband der Katholiken in Wirtschaft und Verwaltung, in Arnsberg-Neheim verabschiedeten die Delegierten am 16.05.2015 einstimmig nachfolgende Erklärung:

“Mensch bleib im Gleichgewicht – Mut zur Balance zwischen Arbeit und Freizeit.“

Das war in den letzten beiden Jahren Schwerpunktthema des KKV. Weil die Arbeit nie aufhört, braucht der Mensch den Feierabend, den Sonntag und den Urlaub mit dem „Recht auf Unerreichbarkeit“. Das fordert der KKV.

Die neuen elektronischen Kommunikationsmittel machen uns (fast) überall und jederzeit erreichbar – auch beruflich. Wird das notwendige „Abschalten“ gestört, zeigen sich schnell Anzeichen von Erkrankung bis zum Burn-out. Jeder Mensch braucht Ruhe- und Erholungs-phasen, in denen er ausspannen und seine „Seele baumeln lassen“ kann - zweckfrei und anscheinend nutzlos. Das gilt unabhängig von der Hierarchiestufe, die jemand erreicht hat.

Der Katholische Sozialverband wirbt darum für einen verantwortbaren Gebrauch der Medien und für eine erneuerte Arbeitsphilosophie, die den Menschen nachhaltig in den Mittelpunkt stellt. So können Arbeitende Zeit für sich und ihre Familie finden – und danach wieder mit erneuertem Elan ihren Aufgaben nachgehen. Der KKV sagt: Das ist ein Gebot der Menschlichkeit.

Termin und Leistungsdruck

Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) stellt in ihrem Stressreport Deutschland 2012 fest, dass mehr als die Hälfte der Befragten unter Multitasking und über-mäßigem Termin- und Leistungsdruck leiden. Etwa jeder Vierte hat Schlafstörungen, jeder Fünfte fühlt sich körperlich und emotional erschöpft. Psychische Erkrankungen haben sich in den Jahren von 1999 bis 2012 mehr als verdoppelt; ihre Therapie braucht im Durchschnitt 40 Tage!

Appell an Arbeitgeber und Arbeitnehmervertreter

Der KKV appelliert an die Verantwortlichen in der Arbeitswelt, sich dieser Problematik anzunehmen und konkrete Vereinbarungen zu treffen, die die Belastungen mindern.

Dazu gehören etwa

  • Transparente Arbeitsorganisation, die Überlastungen vermeidet
  • Reduzierung der Überstunden
  • Familienfreundliche und sozial verträgliche Arbeitszeiten
  • Verzicht auf die Erreichbarkeit rund um die Uhr und im Urlaub
  • Unterbinden des E-Mail-Verkehrs nach Dienstschluss

Der KKV begrüßt es ausdrücklich, dass dazu einige Firmen bereits Betriebsvereinbarungen geschlossen haben.

Den Sonntag schützen

Die Arbeit an Sonn- und Feiertagen hat in den letzten zwanzig Jahren spürbar zugenommen: Haben 1992 etwa 7,5 Millionen Erwerbstätige gelegentlich, regelmäßig oder ständig sonntags oder feiertags gearbeitet, so stieg bis heute ihre Zahl auf mehr als 11 Millionen: es trifft jeden Vierten!

Wir fordern, dass die Sonntagsarbeit künftig auf das wirklich Notwendige beschränkt bleibt. Die freien Sonn- und Feiertage schaffen die Voraussetzung, dass z.B. die Familienmitglieder ihre Gemeinschaft erleben und menschliche Beziehungen pflegen können. Ihnen hilft es nicht, wenn jeder zu einer anderen Zeit frei hat. Der Schutz des Sonntags ist auch ein Schutz der Familie.

Die verkaufsoffenen Sonntage sollten auch künftig gesetzlich eingeschränkt und die große Ausnahme bleiben. Nicht nur den Arbeitnehmern ist das ein ernstes Anliegen, auch den Inhabern, die ihre Geschäfte selbst führen.

Die Kultur des Sonntags

Seit jeher hat der Sonntag in unserer Kultur den Menschen geholfen, inne zu halten und zur Ruhe zu kommen. Wir erfahren, dass wir Menschen nicht nur leben, um zu arbeiten, aber auch nicht nur, um zu konsumieren. Die Sonntagsruhe hilft uns, Orientierung für unser Leben zu finden und unseren Platz in der Gemeinschaft zu festigen. Als Christen wissen wir um die heilende Kraft des Sonntags; er lässt uns aus tiefen Quellen Kraft schöpfen. Das Beste in uns kann so lebendig werden, nicht zuletzt die Freude am Schönen und die Kraft zur Vergebung.

Der KKV lädt seine Mitglieder und alle Menschen guten Willens ein, an einer dem Menschen würdigen Kultur des Sonntags mitzuwirken.

Jeder trägt Verantwortung

Letztlich ist aber jeder Einzelne ganz persönlich herausgefordert, mit den Erwartungen an eine ständige Verfügbarkeit zurechtzukommen. Denn nicht alles lässt sich gesetzlich oder durch Betriebsvereinbarungen regeln. Jeder muss daher persönlich entscheiden, wie intensiv er Kommunikationsmittel nutzt. Und er sollte dabei auch bedenken, ob er mit der ständigen Erreichbarkeit seine Mitmenschen nicht unter Druck setzt.

Selbst- und gesellschaftskritisch fragt der KKV, ob wir der Versuchung erliegen,

  • unausgefüllte Zeit als vergeudete Zeit anzusehen
  • Selbstausbeutung zu betreiben, weil ökonomischer Druck auf uns lastet
  • auf Kosten unserer Gesundheit die Grenze zwischen Arbeit und Privatleben aufzuheben, damit wir immer und überall erreichbar und einsetzbar sind
  • uns und andere Menschen einzig nach Arbeitsleistung und beruflichem Erfolg zu bewerten.

Das gilt auch für das Engagement im Neben- oder Ehrenamt!

Der KKV lädt alle Menschen guten Willens ein, einander zu helfen, dass wir vor Überforderung geschützt sind und die Balance zwischen Arbeit und Freizeit halten können, damit wir Menschen gesund bleiben.