"Medien sollten verbale Entgleisungen aus Kommunikationsforen nicht auch noch zitieren"
KKV-Bundesvorsitzender stellt Begriff "soziale Netzwerke" in Frage
"Offenbar vergessen viele Nutzer der sogenannten Sozialen Netzwerke ihre gute Kinderstube. Wie sonst ist es wohl zu erklären, dass hier Menschen jegliche Form des Anstands vermissen lassen?“ Mit diesen Worten kritisiert Bernd-M. Wehner, Bundesvorsitzender des KKV Verband der Katholiken in Wirtschaft und Verwaltung die zunehmende Verrohung in den digitalen Kommunikationsforen. Deshalb appelliert der KKV auch an die Medien, bei ihrer Berichterstattung nicht auch noch solche verbalen Entgleisungen zu zitieren. Letztlich würden durch solche Veröffentlichungen die Verfasser nur darin bestärkt, sich in dieser vielfach miesen Form weiter zu äußern, frei nach der Devise: Mein Beitrag wurde sogar vom Medium XY für veröffentlichungswürdig betrachtet.
Gleichzeitig plädiert Wehner dafür, dass Beiträge in Diskussionsforen nicht mehr anonym veröffentlicht werden. Die Anbieter solcher Plattformen müssten dafür sorgen, dass – ähnlich wie bei Leserbriefen – zumindest bei ihnen die Mailanschrift hinterlegt wird, so dass man im Einzelfall auch gegen einen „Hasstiradenschreiber“ rechtliche Schritte einleiten könne. Die Forderung nach voller Namensnennung hatte auch schon der KKV Bayern zusammen mit dem Bamberger Diözesanrat erhoben.
Im Übrigen sollte vor allem in den Medien darüber nachgedacht werden, künftig die Bezeichnung „soziale Medien“ durch einen neutraleren Begriff zu ersetzen. „Warum nennt man sie nicht einfach ‚digitale Netzwerke’?“ so Wehner. Dann würden diese Plattformen nicht auch noch den positiven Eindruck erwecken, dass es sich um „soziale“, das heißt um gemeinnützige oder gar wohltätige Einrichtungen handelt. „Die Leserbriefseite einer Zeitung wird ja auch nicht als ‚soziales Forum’ bezeichnet.“