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„Mobile Arbeiter werden sich nach Ende des 9-Euro-Tickets wohl kaum Jahres- oder Monatskarten zulegen“

9-Euro-Ticket
Datum:
Veröffentlicht: 26.7.22
Von:
Dr. Klaus-Stefan Krieger

KKV Bayern fordert dem zunehmenden Homeoffice angepasste Tarifsysteme im öffentlichen Nahverkehr

Neue Tarifsysteme, die die zunehmende Arbeit im Homeoffice berücksichtigen, fordert der KKV-Landesvorsitzende Dr. Klaus-Stefan Krieger vom Öffentlichen Personen-Nahverkehr. „Lockdown und Homeoffice-Pflicht haben das Verhalten der Berufstätigen geändert. Viele pendeln nicht mehr täglich zum Arbeitsplatz, sondern nur noch an einigen Wochentagen“, schreibt er in einem Kommentar für die aktuelle Ausgabe des KKV Bayern Report. Die gängigen Abonnements für den ÖPNV rentierten sich für eine große Gruppe von Berufstätigen meist nicht, da die Preise auf die klassische 5-Tage-Woche ausgelegt seien. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes arbeiteten 2021 ein Viertel der Erwerbstätigen zumindest gelegentlich im Homeoffice.

Der Vorsitzende des Landesverbandes Katholiken in Wirtschaft und Verwaltung bezweifelt daher, „dass jene mobilen Arbeiter sich nun Jahres- oder Monatskarten zulegen“. Immerhin biete die Bahn inzwischen 20-Fahrten-Tickets für den Fern- und 10-Tages-Tickets im Nahverkehr mit einer Laufzeit von 30 Tagen an. „Doch diese Angebote gelten nicht in den Verkehrsverbünden, in denen zweifellos die meisten Pendler unterwegs sind“, moniert Krieger und gibt die Prognose ab: „Das 9-Euro-Ticket wird zwangsläufig ein Strohfeuer bleiben, wenn nicht nach Ablauf der drei Monate neue Abonnementsformen im ÖPNV angeboten werden.“ Danach sehe es jedoch nicht aus. Der Nürnberger Verkehrsverbund etwa habe für den Herbst den eventuellen und dann auch befristeten Versuch eines eTickets angekündigt. Krieger bewertet dies als „zu spät und zu zaghaft“.

Darüber hinaus weist Krieger darauf hin, „dass ein ausreichender ÖPNV, zu dem Pendler wechseln könnten, gar nicht überall vorhanden ist.“ Im ländlichen Raum nutze dem Berufstätigen ein 9-Euro-Ticket oder ein 365-Euro-Jahresabo wenig, wenn er nach der Arbeit nicht mehr nach Hause komme. „Hier müsste ein Verkehrsnetz, das diesen Namen verdient, erst einmal geschaffen oder wiederhergestellt werden.“ Tatsächlich gehe der Trend sogar nach wie vor zum Abbau, selbst in Randbezirken der Städte, so etwa in Erlangen.