Modell auf dem Weg zur Einheit?

KKV-Landesvorsitzender referierte beim KKV Würzburg über das Konstanzer Konzil
„Dem Konzil von Konstanz gelang es, die Einheit der Kirche wiederherzustellen. Wir sollten darüber nachdenken, inwieweit das für heute vorbildhaft sein kann.“ Dafür plädierte der Landesvorsitzende des KKV Bayern, Dr. Klaus-Stefan Krieger, bei seinem Vortrag am 15. Februar in Würzburg. Das Konzil fand von 1414 bis 1418 in der Stadt am Bodensee statt. Es war eine Reaktion darauf, dass es damals drei konkurrierende Päpste gab, weshalb die abendländische Kirche in sich gespalten war.
Die Kirchenversammlung fand einen Ausweg, indem sie in dem Dekret „Haec sancta“ den Beschluss fasste, dass das Konzil Entscheidungen treffe könne, denen auch der Papst zu gehorchen habe. Auf dieser Basis setzte das Konstanzer Konzil zwei Päpste ab und bewegte einen zum Rücktritt, so dass dann nach einer vom Konzil festgelegten Wahlordnung ein neuer Papst gewählt werden konnte.
Krieger verwies auf das jüngst erfolgte Treffen von Papst Franziskus und dem Moskauer Patriarchen Kyrill, der ersten Begegnung der Oberhäupter der römisch-katholischen und der russisch-orthodoxen Kirche in der gesamten Kirchengeschichte. „Eine Einheit zwischen den beiden Kirchen wird wohl kaum dadurch entstehen, dass sich der Patriarch dem Papst unterwirft“, urteilte Krieger. „Wer heute zwischen Konfessionen Einheit herstellen will, wird um so etwas wie eine Kirchenversammlung nicht herumkommen.“
Der Referent schnitt aber auch ganz praktische Fragen an. Im Mittelalter habe man den Fall eines häretischen, also Irrlehren verbreitenden Papstes diskutiert, den ein Konzil dann absetzen könnte. Heute müsse man einkalkulieren, dass ein Papst an Demenz erkranke und aufgrund des Leidens seine Unfähigkeit zur Ausübung des Amtes nicht erkenne. „Muss man dann den Tod eines solchen Papstes abwarten oder schafft man Regeln, ihn des Amtes zu entheben und einen Nachfolger zu wählen?“, fragte Krieger.
Der KKV-Landesvorsitzende benannte vor dem KKV Würzburg aber auch historische Auswirkungen des Konzils. So habe dieses die Kircheneinheit wiederhergestellt, aber Reformen weitgehend unterlassen; das habe wesentlich dazu beigetragen, dass es zur Reformation kam. Aus dem politischen Bereich nannte Krieger die Erhebung des Nürnberger Burggrafen zum Kurfürsten von Brandenburg, die König Sigismund auf dem Konzil vornahm. Sie sei der Grundstein für den Aufstieg der Hohenzollern gewesen, der diese über Preußen bis an die Spitze des wilhelminischen Kaiserreichs führte.