Neuwahl des KKV-Landesvorsitzenden am 20. Juli 2024 in Nürnberg

Georg Steiner zum neuen KKV-Landesvorsitzenden gewählt
Katholiken in Wirtschaft und Verwaltung (KKV) wollen Kirche weiter denken.
Prof. Georg Steiner, der Vorsitzende der KKV-Ortsgemeinschaft Passau wurde am vergangenen Samstag von der Delegiertenversammlung des KKV-Bayern einstimmig zum neuen Landesvorsitzenden gewählt. Er folgt damit Dr. Klaus-Stefan Krieger, der diese Position nach 20 Jahren engagierter Tätigkeit aus gesundheitlichen Gründen aufgeben musste. Er wurde von den Delegierten zum Ehrenvorsitzenden ernannt.
Steiner war bereits bislang Stellvertreter von Dr. Krieger und hat sich mit einem Papier zur „Relevanz eines katholischen Verbandes im 21. Jahrhundert“ intensiv mit der aktuellen Situation und mit den Möglichkeiten befasst, Glauben und Kirche gesellschaftlich relevant zu halten. Dem KKV ist wichtig, mit den Positionen insbesondere auch aus der Katholischen Soziallehre heraus auf Gesellschaft und Politik einzuwirken und auch ernst genommen zu werden. Angesichts des immer noch andauernden Vertrauensverlustes der Amtskirche, insbesondere in den deutschsprachigen Regionen Europas, sieht er im Engagement kirchlicher Verbände eine Chance, Menschen für die Kirche, für den Glauben und für die Botschaften des Evangeliums zurückzuholen. Dabei möchte er weniger auf die vielen innerkirchlichen Diskussionen und Auseinandersetzungen setzen, sondern mit neuen Gedanken die Gräben zu überwinden um auf diese Weise neue Kraft zu entwickeln, um die vielen Konfrontationen und Polarisierungen, die derzeit Kirche, Politik und Gesellschaft prägen, zu entschärfen.
Steiner sprach davon, dass wir uns aktuell nicht nur mit der ökologischen Klimakrise auseinandersetzen müssen, sondern auch mit einer geistigen Klimakrise. Diese macht er am überhitzten Klima der aktuellen Debatten fest. Er sieht aber auch einen Rückgang der Meinungsvielfalt, der auch mit zunehmender Intoleranz bei gesellschaftlich relevanten Themen zu tun hat. Dazu gehören Bereiche wie Ehe und Familie, sexuelle Orientierung, aber auch Einschätzungen zu aktuellen Krisenherden in der Welt – von der Ukraine bis zum Nahen Osten. Dieses „Toleranzparadox“, wie er in Anlehnung an den Philosophen Richard David Precht ausmachte, führe dazu, dass viele Menschen an der Diskussion nicht mehr teilnehmen bzw. sich weder in den Medien noch in der etablierten Politik wiederfinden. Zu schnell, so Steiner erhalte man den Stempel „reaktionär“ oder „rückständig“. Diese Situation benötige einen neuen Umgang miteinander, neue Antworten auf einer Metaebene, die zusammenführt anstatt weitere Gräben auftun. Mit einer Begebenheit aus der Bibel, wo Jesus den berühmten Satz sagt „Wer ohne Schuld ist werfe den ersten Stein“ zeigt er die Richtung auf, wie wir uns wieder aufeinander zubewegen sollten. Es geht um Synthese, um das Bauen und Finden neuer Brücken und Verbindungen zwischen den scheinbar unüberwindbaren Gegensätzen.
Dazu kommt, dass Religion und Glaube sich immer mehr zwischen Fundamentalismus und totaler Gleichgültigkeit bewegen. Damit möchte sich der KKV nicht abfinden. Steiner kritisierte die zahlreichen Fehlentwicklungen unserer Wirtschaft und Gesellschaft im Zuge neoliberaler Weichenstellungen. Aktuell geht es nicht mehr nur darum, Gott in unserer Welt zu verlieren, sondern auch das Menschliche. Der Verband Katholiken in Wirtschaft und Verwaltung (KKV) möchte dazu beitragen, das Evangelium als frohmachende Botschaft in unsere Gesellschaft einzubringen. Dazu ist es notwendig, dass wir selbst auch den Eindruck als frohe Menschen vermitteln und uns nicht nur verzagt, streitend, zweifelnd und resignierend präsentieren.
Der KKV wird dazu seine Denkanstöße und Positionen einbringen. Er will aber auch dazu beitragen, dass in einer Zeit eklatanten Priestermangels eine Kirche lebendig gehalten werden kann, die eine Liturgie der Laien in Formaten und Räumen pflegt, die anziehend macht. Neue Räume erschließen und Anknüpfungspunkte für Ökumene schaffen, aber auch für Menschen, die der Amtskirche fernstehen und trotzdem den Bezug zu Glauben und Religion weiter halten wollen, so müsse sich ein moderner kirchlicher Verband im 21. Jahrhundert ausrichten, so der neue Landesvorsitzende.
Der KKV in Bayern ist in den verschiedenen Bistümern in 10 Ortsgemeinschaften organisiert und hat darüberhinaus Mitglieder, die direkt im Landesverband organisiert sind. Er betreibt zudem ein Bildungswerk, das sich mit Glaubens- und Gesellschaftsfragen beschäftigt. Dazu gehören Seminare, Vorträge, Freizeiten und Reisen.
Weitere Infos hierzu unter www.bwb-akademie.de
Prof. Georg Steiner, zur Person
Jahrgang 1958, verheiratet, zwei Kinder, seit einem Jahr in Pension.
Mehr als 40 Jahre Tätigkeit im Tourismus u.a. als Geschäftsführer des Tourismusverbandes Ostbayern und zuletzt über 16 Jahre Tourismusdirektor der oö Landeshauptstadt Linz. Aktuell übt Georg Steiner Lehraufträge an der Universität Passau und an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt (Transformation und nachhaltige Lebensraumentwicklung – Tourismus neu gestalten) aus. Der Titel „Professor“ wurde ihm 2019 als sog. Berufstitel durch den österreichischen Bundespräsident Alexander van der Bellen verliehen.
Seit 2020 Vorsitzender der KKV-Ortsgemeinschaft Passau, seit 2023 stellv. Landesvorsitzender des KKV. Mitglied des Diözesanrates im Bistum Passau
Mitglied des Stadtrates von Passau