Ob ein Gesetz hilft, ist fraglich

KKV-Landesvorsitzender befasste sich bei Vortrag in Nürnberg mit der Problematik ständiger beruflicher Beanspruchung durch Handy, Smartphone und Co.
Inzwischen hat das Thema sogar das Bundesarbeitsministerium erreicht. Es plant eine Anti-Stress-Verordnung. Damit greift die Politik eine Forderung auf, für die der KKV bereits vor drei Jahren eine Kampagne gestartet hat: „Jeder hat ein Recht auf Unerreichbarkeit“.Würde eine staatliche Regelung wirklich helfen? Dr. Klaus-Stefan Krieger, Vorsitzender des KKV Landesverbands Bayern der Katholiken in Wirtschaft und Verwaltung, bezweifelt das. Angesichts der rasanten Entwicklung der elektronischen Kommunikationsmittel müsste ein Gesetz entweder sehr allgemein gehalten sein oder viele Details regeln und dann ständig ergänzt und geändert werden.
In einem Vortrag im Arvena Park Hotel in Nürnberg wies Krieger auf andere Lösungen hin: Gegen den Druck, dass Beschäftigte auch außerhalb der Arbeitszeit für berufliche Belange erreich bar sein sollen, könnten Unternehmen auch selbst etwas tun. Einige Firmen hätten bereits Regeln geschaffen oder Betriebsvereinbarungen mit Gewerkschaften getroffen, um der ständigen Erreichbarkeit Einhalt zu gebieten. Unabdingbar sei aber auch die Selbstdisziplin der Mitarbeiter.
Krieger fragte aber auch, wie verbreitet das Problem tatsächlich sei. Dazu wertete er Studien aus, die vor allem Krankenkassen anfertigen ließen. Diese kommen laut Krieger zu dem Ergebnis, dass ständige Erreichbarkeit nicht das Massenphänomen sei, für das es auf den ersten Blick oft gehalten werde. Etwa die Hälfte der Beschäftigten werde nie oder fast nie zu Hause wegen beruflicher Fragen angerufen. Und zwei Drittel lese außerhalb der Arbeitszeit keine dienstlichen E-Mails. Doch gebe es einen Anteil von gut 8 % der Berufstätigen, die tatsächlich dauernd beansprucht seien: weil sie in der Freizeit sowohl berufliche Telefonate entgegennehmen als auch berufliche E-Mails lesen und dies sogar im Urlaub.
Diese stark in Anspruch genommenen Mitarbeiter tragen, zitierte Krieger die Studien, tragen ein hohes gesundheitliches Risiko. Ein Viertel von ihnen zeige Anzeichen einer Depression. Alarmierend sei auch die Zunahme psychischer Ursachen bei den krankheitsbedingten Fehlzeiten. Ihr entspreche nämlich kein Anwachsen psychischer Erkrankungen in der Gesamtbevölkerung. Um diesen besonders belasteten Berufstätigen zu helfen, gebe es also durchaus Handlungsbedarf.