Positionierung des KKV Bayern zur Digitalisierung von Wirtschaft
Beschluss der Delegiertenversammlung am 10. März 2018 in München
Mit Industrie 4.0 bezeichnet man das Phänomen, dass Maschinen nicht nur automatisierte Produkte herstellen, sondern bereits untereinander kommunizieren, ohne dass der Mensch eingreifen kann oder muss. Die Anwendung steckt in der Realwirtschaft einerseits noch in den Kinderschuhen. Andererseits existiert in manchen Sparten voll automatisierte Produktion bereits seit einigen Jahren. 2013 erreichte die Automobilindustrie einen Automatisierungsgrad von 98 Prozent im Karosseriebau. Theoretisch können Innovationen der Industrie 4,0 in einem Großteil der verschiedenen Industriesparten eingesetzt werden. Jedenfalls können Waren, nachdem die Wirtschaft auf diese Art der Produktion umgestellt hat, in Zukunft schneller, sicherer, günstiger und qualitativ hochwertiger entwickelt werden. Auf jeden Fall wird die Produktion effektiver und könnte ohne Pause 24 Stunden am Tag, 365 Tage im Jahr produzieren, vorausgesetzt, dass die Technik zuverlässig funktioniert.
Durch die fortschreitende Automatisierung besteht einerseits die Gefahr, dass einfache Tätigkeiten für gering qualifizierte Arbeitnehmer in großem Umfang wegfallen. Aber auch Routinearbeiten, die von besser ausgebildeten Berufstätigen erledigt werden, könnten künftig Computer übernehmen. Andererseits werden in der Industrie 4.0 neue Arbeitsplätze und neue Berufe entstehen. Allerdings werden die Beschäftigten mit diesen neuen Tätigkeiten hochqualifiziert und hochspezialisiert sein müssen. Daher muss Bildung massiv gefördert werden, damit junge Menschen diesen Herausforderungen gewachsen sind. Insbesondere gilt es, neue Ausbildungsmöglichkeiten im IT-Bereich zu schaffen.
Positiv auswirken kann sich auch, dass computergestützte Assistenzsysteme dem Menschen schwere und monotone Arbeiten abnehmen. So könnten Roboter in der Pflege Hebearbeiten übernehmen oder Computer die Medikamentenverteilung erleichtern. Dadurch könnten Ressourcen für menschliche Zuwendung frei werden. Hier ist dann aber darauf zu achten, dass der Maschineneinsatz nicht zum Vorwand für bloßen Arbeitsplatzabbau genutzt wird, sondern die Potentiale für die Beziehungsarbeit mit den Patienten und Betreuten auch ausgeschöpft werden.
Unter mehrfacher Rücksicht ist sicherzustellen, dass Menschen in der Wirtschaft 4.0 nicht auf der Strecke bleiben.
1. ist stets mit zu bedenken, dass Arbeit für den Menschen mehr ist als Broterwerb. Arbeit dient dem Menschen auch zur Selbstverwirklichung. Menschliche Arbeit darf nicht überflüssig werden, auch nicht für Menschen, die darin eingeschränkt sind, eine höhere Qualifikation zu erwerben.
2. darf menschenwürdiges Leben nicht von Maschinen abhängig werden.
3. darf die die Frage nach der menschlichen Verantwortung nicht wegdelegiert werden. Der Mensch muss die Verantwortung für und über die von ihm entwickelten Maschinen behalten.