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„Überwindung einer Kirchenspaltung zu wenig gewürdigt“

Papst Martin V.
Datum:
Veröffentlicht: 14.11.17
Von:
Dr. Klaus-Stefan Krieger

600 Jahre Wahl Papst Martins V.: KKV-Landesvorsitzender fordert Auseinandersetzung mit theologischem Gehalt des Konstanzer Konzils

„Der Martinstag 2017 steht leider für eine ungenutzte Chance. Außer am Ort des Geschehens, in Konstanz, ist der 600. Jahrestag der Wahl Papst Martins V. in der kirchlichen Öffentlichkeit weitgehend unbeachtet geblieben“, kritisiert Dr. Klaus-Stefan Krieger. „Den Beginn einer Entwicklung, die zu Kirchenspaltungen und letztlich in die Katastrophe eines 30 Jahre währenden Krieges führte, haben wir ein Gedenkjahr lang gewürdigt. Die Überwindung einer Kirchenspaltung, des Großen Abendländischen Schismas, ist uns kaum des Nachdenkens wert.“

Der Vorsitzende des KKV Landesverbandes Bayern Katholiken in Wirtschaft und Verwaltung e.V. zitiert eine Einschätzung der Katholischen Nachrichtenagentur: „Beim Jubiläumsprogramm zum Konstanzer Konzil, das seit 2014 in der Bodenseeregion mit großem Aufwand organisiert wird, spielt die Auseinandersetzung mit den theologischen und rechtlichen Beschlüssen der Kirchenversammlung eher eine untergeordnete Rolle.“ Dieses Urteil könne für Theologie und Kirche generell gelten. „Das ist ein echtes Versäumnis“, meint Krieger und verweist auf die gerade aufgebrochene Diskussion, welchen ökumenischen Ertrag das soeben zu Ende gegangene Reformationsgedenkjahr erbracht habe: „Angesichts der fortbestehenden konfessionellen Trennungen wäre eine Reflexion über den theologischen Gehalt eines Einheitskonzils mehr als wünschenswert.“ Immerhin habe 20 Jahre nach und im Gefolge von Konstanz das Konzil von Ferrara-Florenz – langfristig leider ohne Erfolg – die Wiedervereinigung von West- und Ostkirche versucht.

Krieger weist ferner darauf hin, dass sich laut Radio Vatikan Kardinal Kurt Koch als Gesandter des Papstes beim Festakt zum 600-jährigen Jubiläum der Papstwahl in Konstanz für mehr „synodale Elemente“ in der katholischen Kirche ausgesprochen habe. Dafür stehe auch Papst Franziskus, der sich zudem gegen übertriebene Zentralisierungen in der Kirche wende. „Einem erneuten Durchdenken der Konstanzer Konzilsbeschlüsse steht damit wohl nichts im Wege“, folgert Krieger.

Der KKV Bayern hatte 2015 und 2016 mehrfach Vortragsabende über das Konstanzer Konzil in seinen Ortsvereinen durchgeführt.