Umgang mit Ratingagenturen: Australien sollte Vorbild sein
Von Australien sollte Europa lernen. Auf dem 5. Kontinent hat jetzt ein Gericht die Ratingagentur Standard & Poor's zur Zahlung von Schadensersatz wegen irreführender Bewertungen von Finanzprodukten verurteilt. Auch in Deutschland wurden Tausende Anleger geschädigt, weil sie den Topbewertungen von Schrottpapieren vertrauten. Geschehen ist bislang nichts. Höchste Zeit also, dass sich die Justiz die Falschmünzer des Anlagemarkts mal zur Brust nimmt.
Völlig unverständlich auch, dass sich Europas Regierungen von dieser Handvoll von Privatfirmen, die über keinerlei Legitimation verfügen, vor sich hertreiben lassen. Das Urteil des australischen Bundesgerichts lässt einen Schluss zweifellos zu: Wenn die Einstufung von Wertpapieren nichts taugte, kann man auch den Bewertungen nicht trauen, die die Ratingagenturen sich gegenüber ganzen Staaten anmaßen. Jedenfalls sind sie nicht von objektiven Kriterien geleitet, sondern von ganz subjektiven Profitinteressen. Wer die Ratings als Evangelium nimmt, ist allemal auf dem Holzweg.