Vertrauen und Freiräume

Präsident der Katholischen Aktion Österreich begeisterte Festgäste
Ferdinand Kaineder ist gerade zum neuen Vorsitzenden der Katholischen Aktion Österreichs gewählt worden und hat jüngst im Herder-Verlag ein Buch mit dem Titel „Anpacken, nicht einpacken!“ veröffentlicht. Darin macht er Christinnen und Christen Mut zum Engagement in Kirche und Gesellschaft. Bei seinem Impulsvortrag im Rahmen der Festlichen Stunde beim KKV Landestreffen in Passau präsentierte sich Kaineder als mitreißender Redner.
Bei der Festlichen Stunde in der säkularisierten Heilig-Geist-Kirche wird auch das 50-jährige Jubiläum der Neugründung des KKV Passau gefeiert. „Wir wollen nicht romantisierend zurückblicken, sondern positiv weitergestalten“, betont Georg Steiner, Vorsitzender des KKV Passau und von Beruf Geschäftsführer des Tourismusverbands Linz. Deshalb habe er als Festredner auch Ferdinand Kaineder eingeladen.
„Machen wir eine kleine Übung: Schließen Sie die Augen und stellen Sie sich vor, wie Sie sich im Alter von 18, 20 Jahren gefühlt haben, was Sie gerne getan haben, wie lebendig Sie waren“, führt Kaineder die rund 50 Anwesenden ins Thema ein. Nach einer kurzen Nachspürzeit holt er die Anwesenden in die Gegenwart zurück. „Dort, wo Lebendigkeit ist, gehen die Menschen gerne hin“, erklärt Kaineder den Zweck der Übung. Um die Lebendigkeit einer Gemeinschaft ansteckend vermitteln zu können, müsse man sie zunächst in sich spüren. Im kirchlichen Kontext sei das Empfinden für Lebendigkeit vielfach verloren gegangen. Das lasse sich aber wieder ändern.
„Was brauchen Menschen wirklich? Das sind nur drei Dinge: Die Zugehörigkeit zu einer Gemeinschaft, eine sinnvolle Tätigkeit und Wertschätzung beziehungsweise Anerkennung“, ergänzt Kaineder. Vertrauen bewirke ebenfalls Lebendigkeit und motiviere Menschen dazu, sich zu engagieren. In seinem Heimatort hätten 100 Personen einen Schlüssel für das Pfarrheim. „Und das funktioniert. Jeder hat Freiräume, keiner nützt sie aus und es ist immer jemand da. So ist die Gemeinde lebendig!“ Das Modell lasse sich durchaus auf andere kirchliche Einheiten und Strukturen übertragen.
Zur Lebendigkeit gehöre allerdings auch ein großes Maß an Freiheit. So appelliert Kaineder an die Anwesenden, Glaubenszweifel zuzulassen, denn der Zweifel sei der kleine Bruder des Glaubens. Außerdem ermutigt er dazu, den Kontakt zu Menschen zu suchen, die von einer Sache begeistert sind, auch wenn es sich dabei nicht um ein klassisch katholisches Thema handle. Die Katholische Hochschulgemeinde Salzburg hätte zum Beispiel einer veganen Gruppe einmal pro Woche ihre Küche überlassen. Daraus hätten sich bei den jungen Katholiken ein Jahr lang spannende Lebensstildebatten ergeben. So konnten alle von der Kooperation profitieren. „Gehen wir in Beziehung, gehen wir auch dorthin, wo es uns fremd erscheint, denn Fremdes kann bereichern“, ermutigt Kaineder und erhält dafür viel Applaus.
KKV-Landesvorsitzender Dr. Klaus-Stefan Krieger fügt in seiner anschließenden Ansprache den Faktoren Lebendigkeit und Beziehung noch den Mut hinzu: „Trauen wir uns, Auskunft über unsere Hoffnung zu geben. Bringen wir uns als Christinnen und Christen ein in die Gesellschaft. Machen wir lebendige Angebote für Menschen, die Gemeinschaft suchen und Orientierung“, wünscht er sich von den Anwesenden.

