Vor der Kulisse der Alpen

KKV-Familienwochenende in Füssen
Früh aufstehen mussten am Sonntag Erwachsene und Kinder, die am diesjährigen Familienwochenende des KKV teilnahmen. Denn um Schloss Neuschwanstein zu besichtigen, konnten im Vorfeld nur noch zwei der ersten Führungen reserviert werden. So groß ist die Nachfrage. Vorteil: Am frühen Vormittag ist der Andrang noch nicht so heftig.
Das oft als „Märchenschloss“ bezeichnete Neuschwanstein ist von König Ludwig II. und seinen Architekten als ideale Burg vor der Kulisse der Alpen entworfen worden. Und bei der Besichtigung lernt man, dass die Ausgestaltung der Räume – vor allem auch die Bemalung der Wände – nicht Märchen, sondern Sagen wiedergibt: Parzival, der heilige Gral, Artus und die Ritter der Tafelrunde, Lohengrin, die Nibelungen. Völlig kurios: Der Märchenkönig ließ diese nicht von ungefähr an Bühnenbilder für Wagner-Opern erinnernden Inszenierungen allein schaffen. Niemand sollte dies zu Gesicht bekommen. Womit sich Majestät ziemlich verrechnet hat.
Dank der frühen Ankunft blieb genügend Zeit, auf die Marienbrücke zu gehen, von der man einen eindrucksvollen Blick auf Neuschwanstein hat, und zum Alpsee abzusteigen. Dort war Gelegenheit, zu schwimmen oder wenigstens die Füße ins kühle Nass zu halten sowie anschließend zu picknicken.
So früh es am Sonntag losging, so spät war es am Freitag geworden. Hatten sich die Familien doch vorgenommen, nach dem Abendessen in der Jugendherberge noch zum Forggensee zu laufen. Ein Anmarsch, der sich zog, doch durch einen großen Spielplatz am Ufer belohnt wurde. Währen die Kinder sich bis weit nach Einbruch der Nacht austobten, bewunderten die Erwachsenen den sog. „blauen“ Supermond und amüsierten sich über die Anlandung der MS Füssen mit der „Ladies Night“.
Der Samstag begann mit einer Stadtrallye durch Füssen. Beim früheren Benediktinerkloster St. Mang, heute Sitz von Stadtverwaltung und Museum, beeindruckte die barocke Kirche gleichen Namens. Über dem Altar schwebt ein Kreuz aus Plexiglas, das den Stab des Heiligen enthält. Mit ihm soll Magnus, der um 750 in Füssen wirkte, einen Drachen, aber auch Schlangen und Bären vertrieben haben. Sowohl geographisch wie von den Schauwerten den Höhepunkt bildete das Hohe Schloss. Dessen Fassaden sind im Innenhof mit einer ausgiebigen Illusionsmalerei verziert, die zahlreiche Erker, Türme und Fensterumrahmungen vortäuscht. Cleverer Prunk sozusagen.
Nach dem Mittagessen im Biergarten des „Hirschen“ führte der Weg zum Lechfall und anschließend ins Walderlebniszentrum. Den Abend verbrachten die Familien rund um die Feuerschale im Garten der Jugendherberge und drehten Marshmallows über den Flammen.
Am Ende der drei Tage kam dann doch noch ein richtiges Märchen wenigstens zusammengefasst zu Gehör. In der Wallfahrtskirche St. Coloman gestalteten Susanne und Klaus-Stefan Krieger eine Andacht. Dabei zog der Landesvorsitzender die Verbindung vom Lesungstext der Laudes – des Propheten Ezechiel Vision, dass Gott den Menschen ein neues Herz aus Fleisch gibt – zu Wilhelm Hauffs Märchen „Das kalte Herz“. Beiden Texten kommt es auf die Zuwendung und das Mitgefühl für die Mitmenschen an.